Magenprobleme beim Pferd erkennen - Fallbeispiele

Magengeschwüre, bzw. Magenschleimhautveränderungen sind bei Pferden leider ein weit verbreitetes Problem. Längst ist bekannt, dass nicht nur Sportpferde darunter leiden, auch unter den Freizeitpferden sind laut Studien 37 - 59 % (LUTHERSSON et al. 2009, Sykes el al. 2015) betroffen. Das bedeutet, wenn Sie heute durch den Stall laufen, müsste ca. jedes zweite Pferd bekanntermaßen Magenprobleme haben. Ist dies nicht der Fall besteht die Gefahr, dass einige Magenschleimhautveränderungen bisher nicht erkannt wurden, denn die Symptome sind so vielfältig wie die Ursachen. Zusätzlich werden hinter einigen Symptomen zunächst häufig keine Magenprobleme als Ursache vermutet. Während viele Besitzer bei rezidivierenden (wiederkehrenden) Koliken, Flehmen, Gähnen und Belecken von Gegenständen durchaus an Magenprobleme denken, sieht es bei Schreckhaftigkeit, Fieber oder Rittigkeitsproblemen schon anders aus. Dennoch kann man natürlich von Symptomen wie Fieber nicht sicher auf Magenprobleme rückschließen. Manche Pferde zeigen Magenprobleme auch nur durch ein einziges Symptom. Auch viele Auffälligkeiten, die neuerdings gerne PSSM 2 zugeschrieben werden, können ebenso Hinweise für eine Magenerkrankung sein.

Hinweise auf Magenprobleme richtig deuten

Bei IWEST rufen täglich viele Pferdebesitzer mit den verschiedensten Problemen ihrer Vierbeiner an. Nicht selten stellt sich im Gespräch heraus, dass Magengeschwüre die Ursache sein könnten. Daher möchten wir Ihnen heute einige Beispielpferde, die sich aus unseren täglichen Erfahrungen in der Beratung zusammensetzen, und unsere Lösungen vorstellen. Außerdem wollten wir Ihnen die Rückmeldung einer Kundin über das Leben Ihres Pferdes Sorrento mit Magengeschwüren nicht vorenthalten. Tiefergehende Informationen, wie der Magen aufgebaut ist, was bei einer magenschonenden Fütterung zu beachten ist und was für Pferde Stress bedeuten kann, finden Sie in unserem Ratgeber.

Nachstehend haben wir Ihnen die wichtigsten Veränderungen am Pferd, die uns in über 35 Jahren Futterberatung beim Pferd mit Magenproblemen aufgefallen sind, zusammengetragen. Sie decken sich ziemlich genau mit den Ergebnissen aktueller Studien (z. B. Gehlen et al., 2021).

 

Hinweise auf Magenprobleme

Verhaltensveränderungen

  • Psychische Veränderungen wie reduziertes Allgemeinbefinden (die Pferde wirken in sich gekehrt bis ablehnend oder depressiv)
  • Absondern von Artgenossen oder auch vermehrte Aggression
  • Häufiges Gähnen
  • Leerkauen, Zähneknirschen
  • Vermehrtes Koppen bei Koppern
  • Empfindlichkeit im Bauchbereich, Abwehrverhalten beim Gurten, Putzen oder Decke wechseln
  • Schweifscheuern
  • Unruhe

 

Veränderungen im Training

  • Unruhe bis Aggression beim Satteln und Gurten, Unwillen beim Aufsitzen (nicht stehenbleiben) oder Nachgurten
  • Zögerliches Bergabgehen oder mangelndes bzw. deutlich erschwertes Hinlegen
  • Rittigkeitsprobleme, Unwille in der Arbeit, vermehrte Triebigkeit, insbesondere zu Beginn der Arbeit
  • Plötzliches Verweigern von Sprüngen oder Heißwerden im Parcours
  • Absinken des Leistungsniveaus
  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Klemmen
  • Schreckhaftigkeit
  • Zungenspiel

 

Veränderungen im Rahmen der Nahrungsaufnahme

  • Verminderter oder auch tageweise wechselnder Appetit
  • Vermehrte oder auch verringerte Trinkwasseraufnahme (beides kommt vor)
  • Auffällige Speichelbildung (oft nach der Krippenfutteraufnahme)
  • Unterbrechen der Kraftfutteraufnahme bei Fütterung von Getreide/Pellets
  • Belecken von Metallgegenständen
  • Vermehrtes Strohfressen, teilweise wird Stroh gegenüber Heu sogar bevorzugt
  • Aufstoßen (Rülpsen), Geruch aus dem Maul
  • Holznagen

 

Veränderungen im Erscheinungsbild

  • Verändertes (stumpfes) Haarkleid, Veränderung der Haarfarbe
  • Gewichtsverlust
  • Abbau von Muskulatur, dem Training nicht entsprechende Muskelbildung

 

Veränderungen bei physiologischen Abläufen im Körper

  • Mitunter häufiger Harnabsatz kleinerer Mengen, insbesondere unmittelbar nach dem Reiten (bei Wallachen oder Hengsten vermehrt zu beobachten)
  • Wiederkehrende, zunächst relativ leichte, Koliken ohne erkennbare Ursache
  • Kotwasser bis hin zu Durchfall
  • Fieber (selten, besonders Friesenpferde)

Der Fall „Heinz“ – Typische Fütterungsfehler und Stress

Heinz ist ein Warmblut, 13 Jahre alt, 165 cm groß, etwas zu dünn, geschätztes Gewicht aktuell 500 kg, mit 550 kg sah er gut aus. Er wird in der Box gehalten, darf im Sommer auf die Weide und im Winter auf den Paddock. Leider versteht er sich nicht gut mit anderen Pferden und kann daher nur einzeln gehalten werden.

Über den Stromzaun kann er theoretisch aber andere Pferde erreichen. Er läuft wenige Turniere im Jahr auf A Niveau. Beim Reiten hat er wenig Antrieb. Er mag das Satteln nicht. Sattler, Tierarzt und Chiropraktiker waren da. Insgesamt macht er einen entspannten Eindruck. Er bekommt dreimal täglich Heu in unbekannter Menge, ca. 3 kg Hafer und 0,5 kg Müsli.

Hinweise auf Magenprobleme sind hier:
Aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen, zu dünn, wenig Antrieb, Unwille beim Satteln, hohe Krippenfuttermenge (>0,3 kg/100 kg Körpergewicht stärkehaltiges Futtermittel pro Mahlzeit).

Mögliche Ursachen:
Zu lange Fresspausen (>4 h), zu viel Stärke (aus Getreide bzw. Müslis) oder Stress z. B. durch Hängerfahren oder Einzelhaltung.

Weiteres Vorgehen im Fall „Heinz“

Diagnostik

Der Goldstandard zur Diagnostik von Magengeschwüren ist eine Gastroskopie (Anschauen des Magens von innen). Je nachdem, ob und wo im Magen Veränderungen gefunden werden, kann eine passende medikamentöse Therapie gewählt werden. Haltung und Fütterung sollten in jedem Fall überdacht werden. Zum einen treten auch erfolgreich behandelte Magenschleimhautveränderungen häufig wieder auf, wenn die Ursache nicht abgestellt wurde. Zum anderen kann eine Gastroskopie ohne Befund sein, auch wenn das Pferd unter Magenproblemen leidet und nur zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Geschwüre sichtbar waren (z. B. bei einer entzündlichen Veränderung).

Haltung

Pferde benötigen Kontakt zu Artgenossen, wird ihnen dieser verwehrt, kann das durchaus Stress bedeuten. Einige Pferde mit Magenproblemen verhalten sich gegenüber Artgenossen aggressiv. Werden die Geschwüre behandelt, ändert sich häufig das Verhalten. Auch gibt es Pferde, die sich nur mit wenigen anderen verstehen oder z. B. nur Ponys als Kameraden akzeptieren. Wenn möglich, sollte jedes Pferd zumindest mit einem weiteren Pferd engen Kontakt wie Mähnekraulen pflegen können. Die wenigsten Pferde treten über Stromzäune hinweg mit anderen Pferden in Kontakt.

Fütterung

In diesem Fall wäre es schön, wenn die gefressene Heumenge gewogen werden könnte. Über Heu nehmen Pferde den Großteil ihrer Energie auf. 1 kg Heu enthält ca. so viel Energie wie 500 – 700 g Hafer. Zu wenig Energie führt zu dünnen, antriebslosen Pferden. Wenn Heinz weniger als 10 kg Heu am Tag frisst, wären Heucobs/Luzernecobs oder zuckerreduzierte Rübenschnitzel eine gute Möglichkeit, die fehlende Energie und Fasern für Heinz Darmflora zu ersetzen. Vorteilhaft an den Rübenschnitzeln ist außerdem der Pektingehalt, der sich positiv auf die Magenschleimhaut auswirken kann. Bei Heucobs und Luzernecobs ist es wichtig, auf gute Qualität (frei von Giftpflanzen!) zu achten. Zur Verbesserung des Geschmacks kann auch ein getreidefreies Mash verwendet werden. Außerdem empfehlen wir in Erfahrung zu bringen, ob die gefütterte Heumenge und Mahlzeitenfrequenz ausreichen, damit keine Fresspausen über 4 Stunden entstehen. Fresspausen ab dieser Länge erhöhen das Risiko für Magengeschwüre.

Auch stärke- und zuckerhaltiges Futter ist in Abhängigkeit von der gefütterten Menge ein Risikofaktor für Magengeschwüre. Heinz Kraftfutter könnte man durch getreidefreies Kraftfutter mit einem hohen Energiegehalt ganz oder teilweise ersetzen. In vielen Fällen profitieren Pferde mit Magengeschwüren von einer zumindest vorrübergehend vollständig getreidefreien Fütterung. Wir empfehlen einen Stärke- und Zuckergehalt im Kraftfutter von unter 10 % bei akuten Magenproblemen. Zur Prophylaxe sind auch Stärkegehalte im Futter bis 25 % zu tolerieren (bei Maximalmengen von 0,3 kg / 100 kg Körpergewicht pro Tag, d. h. nicht mehr als 1,5 kg Kraftfutter für ein 500 kg Pferd pro Tag). Öl eignet sich sehr gut, um bei wenig Volumen Energie zu ergänzen.

Schleimende Futtermittel wie Leinsamen oder pektinreiche Futtermittel, wie Rübenschnitzel, können sich positiv auf den Magen auswirken. Zusätzlich empfehlen wir in diesem Fall unser Magnoguard®. Die beste Wirkung erzielt man bei einer Verteilung auf mehrere Mahlzeiten, da der Magen auf diese Art öfter von den schleimbildenden Inhaltsstoffen von Magnoguard® profitieren kann. Besonders, wenn aktuell Magengeschwüre vermutet werden, sind mehrere Mahlzeiten sinnvoll. Auch vor geplanten, potenziell stressigen Situationen, wie z. B. einem Transport, sollte unserer Ansicht nach Magnoguard® gefüttert werden. Um den Bedarf von Heinz an Mineralien und Vitaminen zu decken, benötigt er ein Mineralfutter.

Tabelle 1: Rationsempfehlung "Abheilung Magen" und Substanzzunahme am Beispiel "Heinz"

FuttermittelTägliche Futtermenge je 100 kg KörpergewichtTägliche Futtermenge am Beispiel „Heinz“ (550 kg)
Abheilung Magen  
Heu (falls diese Menge nicht gefressen wird, Ausgleich mit Heucobs/Luzernecobs)Mindestens 2 kg> 11 kg Heu
Rübenschnitzel (unmelassiert, trocken eingewogen, eingeweicht zu füttern)0,1–0,3 kg0,5–1,5 kg
Leinsamen (gequollen, gekrackt, geschrotet oder Leinkuchen)(20–25 g)(100 g)
Mineralfutter (z. B. Magnolythe® S 100, Magnomyoforte®, Magnostable® oder Magnometabol®)10–15 g55 g
Magnoguard® (Magenschutz)35 g3 x täglich 65 g
Zulage zur Substanzzunahme  
Magnopower liquid Öl (nach 2-wöchiger Gewöhnung, beginnen mit 20 ml pro Mahlzeit)30–50 ml3 x täglich 60–80 ml
Mischfutter/Müsli/Grünmehlpellets (unmineralisiert, <10 % Stärke)150–450 grd. 1–2 kg
   

Verlauf

Der Wallach Heinz wurde mittels Gastroskopie untersucht. Es wurde eine geringgradige Beteiligung beider Magenabteile festgestellt. Aufgrund der Befunde und des klinischen Erscheinungsbildes (u. a. der Gewichtsverlust) wurde Heinz medikamentös behandelt (28 Tage Omeprazol 4 mg/kg Körpergewicht (KGW), danach weitere 2 Wochen Omeprazol 1 mg/kg KGW). Die Ration wurde, wie in Tabelle 1 vorgeschlagen, angepasst. Bereits nach 3 Tagen wurde Heinz ruhiger und fraß sein Heu und sein Krippenfutter mit Appetit. Nach 2 Wochen war bereits eine Substanzzunahme zu sehen. Im Nachgang der Therapie soll versucht werden, einen Koppelpartner für Heinz zu finden.

Der Fall "Gretchen"– Rittigkeitsprobleme und fehlende Trainingspausen

Gretchen ist eine zehnjährige Stute mit 170 cm Stockmaß. Sie hat eine gute Figur, die Rippen lassen sich leicht tasten, aber sind nicht sichtbar. Leider baut sie im Verhältnis zu ihrem Training wenig Muskulatur auf. Zusätzlich hat sie einen hohen Muskeltonus. Aktuell wird sie fünf Mal die Woche 1,5 Stunden geritten und zweimal eine Stunde longiert.

Sie klemmt beim Reiten, vor allem am Anfang, schlägt manchmal nach dem Schenkel und hat einen festen Rücken. Die Problematik wurde bereits mit dem Sattler, Chiropraktiker und Tierarzt besprochen. Sie ist auf gynäkologische und orthopädische Probleme untersucht worden, ohne Ergebnis.

Auch eine Behandlung mit Omeprazol (4 mg/kg KGW) für eine Woche brachte keine Verbesserung. Seit einigen Wochen wird sie wegen des Verdachts auf PSSM 2 (Muskelerkrankung) mit Heu zur freien Verfügung, einer Handvoll getreidefreiem Kraftfutter und 60 g Magnomyoforte® gefüttert und hat seitdem weder zu- noch abgenommen. Nachts steht sie in der Box, tagsüber darf sie im Sommer mit ihrer Herde auf die Koppel, im Winter auf einen großen Paddock mit Heu zur freien Aufnahme. Sie ist eher rangniedrig.

Hinweise auf Magenprobleme sind hier:
Fester Rücken, Unwille beim Reiten, Klemmen.

Mögliche Ursachen:
Manche Pferde haben in Herden Stress und dürfen z. B. nicht ausreichend ans Heu, tägliches intensives Training im Trab und Galopp erhöht das Risiko für Magengeschwüre.

Weiteres Vorgehen im Fall „Gretchen“

Diagnostik

Gretchen könnte ein muskuläres oder auch ein Magenproblem haben, auch beides zusammen ist möglich. Bei Magenschleimhautveränderungen im Drüsenteil des Magens hat Omeprazol leider nur eine begrenzte Wirkung, d. h. bis zu 75 % der Läsionen heilen mit dem aktuellen Behandlungsschema nicht ab (Sykes et al., 2019). Auch die Therapiedauer von 1 Woche erscheint zu kurz, um Magenschleimhautveränderungen sicher auszuschließen. Eine geeignete Diagnostik wurde nicht durchgeführt. Ggf. ist eine Gastroskopie angezeigt und eine medikamentöse Behandlung je nach Ort der evtl. gefundenen Magenbefunde sinnvoll. Der PSSM 2-Verdacht kann anhand eines Belastungstests (15-minütiges Training unter Kontrolle der Muskelparameter im Blut) bzw. einer Gewebeprobe der Muskulatur abgeklärt werden.

Haltung

Es kann in Herden dazu kommen, dass rangniedrige Pferde vom Heu vertrieben werden, was zu wenig Futteraufnahme und Stress führt. Auch wenn eine Haltung in Herden prinzipiell zu befürworten ist, passt nicht jedes Pferd in jede Herde. Daher wäre es sinnvoll, Gretchen in ihrer Herde zu beobachten. Nicht jedes Pferd zeigt Stress deutlich.

Auch das Training ist als Ursache nicht auszuschließen. Bei Bewegung im Trab und Galopp entsteht Druck auf den Magen. Pferde mit täglicher forcierter Bewegung haben daher ein erhöhtes Risiko für Magenprobleme. Das bedeutet nicht, dass Pferde nicht mehr bewegt werden sollen. Allerdings profitieren viele Pferde davon, das Training etwas abwechslungsreicher zu gestalten und z. B. ein bis zwei Tage in der Woche locker ins Gelände zu reiten (wenn möglich gerne mit Hügeltraining) oder Bodenarbeit zu machen.

Fütterung

Die Fütterung eines Pferdes mit PSSM 2 ist glücklicherweise auch für ein Pferd mit Magenproblemen geeignet. Wir würden im Falle von Gretchen zusätzlich 3 x 70 g Magnoguard® als Magenschutz empfehlen. Interessant wäre, wie viel Heu Gretchen frisst und um was für ein Heu es sich handelt, da die Stute trotz Training keine Muskulatur aufbaut (Verdacht Protein-/Aminosäurenmangel in der Ration). In den letzten Jahren gibt es leider immer mehr sehr proteinarme Heuchargen. Eine Heuanalyse kann hier sinnvoll sein, um sicher zu wissen, ob Gretchen ausreichend mit Proteinen/Aminosäuren versorgt ist. Magnomyoforte® ist als Mineralfutter eine gute Wahl für Pferde mit erhöhtem Muskeltonus, da es außer Mineralien und Vitaminen bereits viele essenzielle Aminosäuren für den Muskelaufbau liefert. Der hohe Vitamin E Gehalt kann sich außerdem positiv auf die Muskulatur auswirken.

Gretchens magenschonende Fütterung könnte z. B. wie folgt aussehen:

  • Heu zur freien Verfügung
  • Handvoll getreidefreies Kraftfutter
  • 90 g Magnomyoforte®
  • 3 x 70 g Magnoguard®
  • Weitere Energiezulagen könnten entsprechend der Empfehlung zur Substanzzunahme aus Tabelle 1 übernommen werden
  • Eine Protein-/Aminosäurenzulage hängt vom Gesamtproteingehalt der Ration ab

Verlauf

Gretchen wurde zusätzlich zur von uns empfohlenen Fütterungsanpassung auf Verdacht erneut medikamentös behandelt. Diesmal über 4 Wochen mit Omeprazol und langsamem Ausschleichen. Zusätzlich wurde 4 Wochen Sucralfat (2 x täglich 12 mg/kg) eingesetzt. Statt in einer großen Herde steht sie nun mit einem weiteren rangniedrigen Pferd zusammen. Zwei Tage die Woche geht sie mit ihrem neuen Freund gemeinsam ausreiten. Die Muskelprobe auf PSSM 2 zeigte keinerlei Auffälligkeiten und auch das Heu war zum Glück nicht besonders proteinarm. Bereits nach 2 Wochen lief sie deutlich lockerer und hatte mehr Spaß an der Arbeit. Nach 3 Monaten konnte man einen deutlichen Fortschritt im Muskelaufbau beobachten.

Sonderfall "Pegasus" – Genetische Prädispositon bei Friesen

Pegasus ist ein im Offenstall gehaltener Friese. Trotz zeitlich gesteuerter Heuraufe ist er etwas rund. Er wiegt aktuell 650 kg. Die Raufe geht alle 2 Stunden für eine Stunde auf. Man kann die Rippen nur unter starkem Druck fühlen. Seine Zähne werden jährlich kontrolliert, alle Pferde im Offenstall werden gleichzeitig dreimal im Jahr entwurmt. Das Heu ist von einwandfreier Qualität. Von seiner Besitzerin bekommt er täglich eine Portion getreidefreies Mash mit Mineralfutter.

Seit einigen Tagen hat er Fieber, aber keine Anzeichen eines Infekts. Das Blutbild zeigt eine Leukopenie (zu wenige weiße Blutkörperchen) und eine Hämokonzentration  (Eindickung des Blutes).

Hinweise auf Magenprobleme sind hier:
Fieber, leichte Blutbildveränderungen.

Mögliche Ursachen für Magenprobleme:
Rasse Friese (genetisch bedingte Kollagenbildungsstörung mit unbekannter Auswirkung auf die Magengesundheit).

Weiteres Vorgehen im Fall „Pegasus“

Diagnostik

Eine Gastroskopie kann Klarheit über den Zustand seines Magens bringen. Je nach Befund kann eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Friesen mit Fieber können großflächige Magengeschwüre aufweisen, die zur Zerreißung der Magenwand führen können, wenn sie nicht behandelt werden. Eine angeborene Kollagenbildungsstörung wird in der Literatur als Ursache diskutiert. Eine medikamentöse Therapie wäre hier notwendig und leider langwierig.

Haltung

Pegasus sollte in seiner Herde beobachtet werden, um Stress zu minimieren und den ungestörten Zugang zum Heu zu gewährleisten.

Fütterung

Pegasus‘ Fütterung sollte sowohl den Magen schonen als auch etwas weniger Energie enthalten, damit er Gewicht verliert. Übergewicht belastet den Bewegungsapparat unnötig stark und kann zu einer Neigung zu Hufrehe führen. Daher sollte er unbedingt wieder seine Optimalfigur erlangen. Dazu könnte man z. B. die Fresszeiten an der Heuraufe reduzieren, ein Heu-Strohgemisch anbieten oder Pegasus mehr bewegen. Zusatzfutter sollte nur im notwendigen Umfang (Mineralisierung, Aufwertung möglicher Proteindefizite des Heus) gegeben werden.

Friesen leiden häufig an einer Kollagenbildungsstörung, die auch zu Verdauungsproblemen, wie einer Ausstülpung der Speiseröhre vor dem Magen (Megaösophagus) führen kann. Wir empfehlen, Pegasus Magnokollagen® zu füttern. Aktuelle Studien zur Fütterung von Kollagenpeptiden zeigen positive Effekte auf die Magenphysiologie beim Pferd (Camacho-Luna et al., 2020). Unter anderem kann hier der hohe Gehalt an Threonin im Magnokollagen® eine Rolle spielen, da Threonin (auch enthalten im Magnoguard®) die wichtigste Aminosäure für die Bildung des Magenwand schützenden Schleims (Mukusschicht) ist und Threonin in vielen Rationen für Pferde knapp ist. Es kann daher versucht werden, die Magengesundheit vor dem Hintergrund dieser Studie, der Bedeutung von Threonin für den natürlichen Magenschutz und zusätzlich aufgrund der genetischen Kollagenbildungsstörung von Friesenpferden gezielt mit Magnokollagen® zu unterstützen (15 g/100 kg KGW für mindestens 6 Wochen).

Zusätzlich sollte auch Pegasus einen Magenschutz gefüttert bekommen (Magnoguard®: 3 x 70 g oder 4 x 50 g für mindestens 4 Wochen). Bei einer Haltung im Offenstall kann Magnoguard® in Form von Magnoguard® Leckerli die tägliche Gabe erleichtern, da auch evtl. befreundete Einsteller eine Portion verabreichen können. Als Mineralfutter wäre für Pegasus Magnomyoforte® gut geeignet, um zusätzlich zu Mineralien und Vitaminen auch essenzielle Aminosäuren zu ergänzen, bei sonst Raufutter betonter Fütterung.

Pegasus magenschonende Fütterung könnte z. B. wie folgt aussehen:


Verlauf

Die Gastroskopie ergab leider ein 7 cm großes Geschwür in der drüsenlosen Schleimhaut. Da die Gefahr einer Ruptur bestand, war äußerste Vorsicht geboten. Pegasus blieb für eine Woche in der Klinik. Zuhause wurde für 28 Tage hochdosiert Omeprazol weiter gegeben. Leider zeigte die Kontrollgastroskopie weiterhin Magengeschwüre, so dass weitere 28 Tage Omeprazol folgten. Die darauffolgende Gastroskopie war zum Glück negativ, so dass das Medikament ausgeschlichen werden konnte. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung bekommt Pegasus nun Magnoguard® und Magnokollagen® in eine sehr kleine Portion Mash. Um sein Gewicht zu reduzieren, wird die Heuraufe nun tagsüber alle 2 Stunden für 20 Minuten geöffnet. Auch die anderen Pferde seiner Herde waren keinesfalls zu schlank. Damit die Pferde nachts zur Ruhe kommen, gibt es hier eine Fresspause von 3 und eine von 4 Stunden. Sobald die Pferde ausreichend abgenommen haben, dürfen die Zeiten wieder etwas verlängert werden. Pegasus soll Fett und keine Muskulatur abbauen, daher bekommt er Magnomyoforte® als Mineralfutter mit gleichzeitiger Aminosäurenzulage. Seine Besitzerin misst täglich Fieber und beobachtet Pegasus ganz genau, um bei erneuten Magengeschwüren schnell handeln zu können.

Der Fall „Sorrento“ – Kundenbericht zu einem besonderen Magenpferd

Referenzschreiben von Frau Edith Lipp, über das wir uns sehr gefreut haben

„Unser Vollblutaraber „Haifi El Sorrento“ wurde am 20.02.2005 bei uns geboren. Er ist bei uns aufgewachsen, in einer Herde mit 12 Pferden und seinem gleichaltrigen Spielkameraden. Im Herbst 2012 wurden bei ihm schwere Magengeschwüre diagnostiziert (Befund 3 - 4), vor allem am Übergang vom Magenausgang zum Zwölffingerdarm. Ursachen dafür waren wahrscheinlich Stress schon im Fohlenalter – OP als Jährling mit langer Stehzeit –, ein Unfall beim Einreiten und vieles mehr. Genau werden wir das wohl nie feststellen, zumal mittlerweile bekannt ist, wie groß die Palette an Ursachen sein kann. Für uns ist erst mal eine Welt zusammengebrochen. Die wichtigsten Fragen waren vor allem: Wie sieht die Behandlung aus, wie sind die Heilungschancen und wie sind die Aussichten? Er war schließlich mein Nachwuchspferd, auf das wir viel Hoffnung gesetzt haben. Hinzu kam die Frage bezüglich der Kosten und viele weitere offene Fragen. Er wurde dann erst mal auf die Koppel gestellt und mit Medikamenten behandelt… ich hab mich sehr viel informiert. Das Internet liefert zwar viel Input, aber ein wirklich gutes Gefühl hatte ich bei all den Tipps und angebotenen Futtermitteln nicht.  

Da ich aber schon jahrelang meine Pferde mit IWEST füttere und auch deren Wissen und Informationen immer sehr fundiert und hilfreich sind, habe ich bei IWEST eine Futterberechnung für Sorrento machen lassen. Seine Fütterung wurde dann genau nach deren Plan geändert: Er bekam keinerlei Getreide mehr, also nur noch getreidefreies Kraftfutter und das sehr wenig, dazu aber dreimal täglich Magnoguard®. Auffallend ist, dass er bis heute Magnoguard® immer und überall frisst, obwohl er eher kein so verfressenes Pferd ist. Er hat ein halbes Jahr tagsüber auf der Koppel und nachts in seiner Box verbracht – ohne Ausnahme! Er hat also keinen Sattel gesehen und wurde auch nicht longiert. Und seine Fütterung entsprach punktgenau der IWEST-Berechnung. Nach dieser Zeit entschlossen wir uns, nochmal eine Gastroskopie machen zu lassen. Es war für uns einfach wichtig zu wissen, inwieweit sich die Situation verbessert hat oder auch nicht und wie die Zukunft von Sorrento eventuell aussehen kann. Das Ergebnis war sehr motivierend für uns: Alles war abgeheilt, nichts mehr zu sehen von den schweren Geschwüren, keinerlei Reizung der Magenschleimhaut. Wir hatten jetzt ein gesundes Pferd ohne Befund. Die Frage war nun, wie es jetzt weiter geht. In dem halben Jahr, in dem Sorrento „ außer Gefecht“ war, hab ich sehr viel Zeit mit Beobachtungen und Überlegungen verbracht und dabei festgestellt, dass man als Mensch so kleine Antennen entwickeln kann, die gleich rot aufleuchten, wenn’s fürs Pferd kritisch wird. Manche Pferde zeigen Stress deutlich, da reicht eine kleine kritische Situation aus und sie werden nervös. Solche kann man relativ einfach einschätzen. Bei Sorrento war das aber nicht so. Er zeigt seinen Stress nicht nach außen, sondern frisst diesen leider eher in sich hinein.

Noch ein Beispiel. Sorrento ist groß und bekam deshalb im Stall die größte Box mit dem größten Paddock. Auf den ersten Blick eigentlich logisch. Die Box war aber die letzte im Gebäude, er konnte hier seine Pferdekumpels zwar sehen, war aber dennoch etwas abseits. Er hatte 50 qm zur Verfügung, was ja eigentlich toll ist. Aber das war im Nachhinein ein deutlicher Nachteil, denn er kam hier nicht zur Ruhe. Ein Maul voll Heu nehmen, loslaufen, am Tor die Lage sichern und zurück zum Heu laufen: das war Dauerstress! Nach der Erkenntnis haben wir ihn umgestellt, mitten in den Stall neben zwei coole ruhige Rentner und plötzlich konnte auch er zum Fressen stehen bleiben. Seit dieser Erfahrung kommen unsere Jungpferde immer in die Mitte der Anlage. In Richtung Frühjahr haben wir dann wieder angefangen, ihn zu reiten – im Gelände und immer zusammen mit einem sicheren Kumpel. Dann kam langsam wieder die Dressurarbeit auf dem Platz hinzu und ein Jahr später das erste Turnier. Auch dabei hatten wir unsere „Antennen scharf gestellt“ und sind eine Woche vorher in aller Ruhe zum Training auf die Anlage gefahren, sodass er diese ohne Turnierstress kennenlernen konnte. Ganz nach der Devise: niemals zwei neue Dinge auf einmal, sondern immer schön eins nach dem andern. Und das hat super geklappt.

Unsere oberste Priorität war immer: Wie können wir unser Ziel erreichen, ohne dass es für Sorrento stressig ist. Und so begann dann seine Erfolgsgeschichte, die wir uns nie im Leben hätten träumen lassen. Highlights waren die Titel „Europameister der Vollblutaraber in der Dressur“, die er in den Jahren 2019 und 2020 gewonnen hat. Ohne IWEST und vor allem ohne Magnoguard® bin ich mir sicher, wäre es sehr schnell wieder zu einem Rückfall gekommen, wie leider bei sehr vielen Pferden. Aber man muss als Erstes die Ursachen erkennen und abstellen, was nicht bedeutet, dass man das Pferd halt den Rest seines Lebens auf die Koppel stellen soll.

Wir haben Sorrento weiter ausgebildet, bis 2016 war er L-Dressur platziert, dann ging’s weiter mit M-Platzierungen und L-Siegen usw. Er kam auf St. Georg S-Niveau und das ohne Stress sogar mit Freude bei der Arbeit. Er hat so viel Vertrauen zu seiner Reiterin aufgebaut, dass er sich irgendwann voll auf sie verlassen hat, egal wie gruselig das Viereck war. Und über die ganzen Jahre haben wir an seiner Fütterung nichts, aber auch gar nichts geändert. Ich will hier seine Titel nicht alle aufzählen, aber er wurde im September 2022 in Aachen anlässlich des All Nation Cups der Vollblutaraber 17-jährig als der erfolgreichste Vollblutaraber in der Dressur in Deutschland vom VZAP (Verband der Züchter des arabischen Pferdes) aus dem Leistungssport verabschiedet. Das war für uns ein extrem emotionaler Moment, vor allem auch, da er bei alldem ein top gesundes Pferd geblieben ist. Aufgeben war für uns nie eine Option. Alles vorhersehen und vermeiden können wir nicht, aber was wir können, setzen wir um. Dafür wurden wir anfangs oft belächelt, aber heute werden wir von vielen Pferdebesitzern, die dasselbe Problem haben, um Rat gefragt ...und es gibt immer die gleiche Antwort: “Antennen“ für die Ursachen entwickeln, diese abstellen und IWEST füttern! Denn UNSERE ERFOLGE VERDANKEN WIR IWEST!!!!!!“
 
Edith Lipp,
Vollblutarabergestüt Haifi Arabians

Eckpunkte der Fütterung in der Prophylaxe von Magenerkrankungen

  • Heu vor Krippenfutter (mindestens eine Stunde vor der Kraftfuttergabe sollen die Pferde Heu fressen können)
  • Da Stärke und Zucker den Magen belasten, ist es in der Pferdefütterung sinnvoll, so viel Energie wie möglich über Heu zu decken.
  • Fresspausen von mehr als vier Stunden vermeiden, dies gilt auch für die Nacht!
  • mindestens 1,8 bis 2% des Körpergewichts (KG) an Heu füttern.
  • nicht mehr als 1,5 g Zucker/Stärke pro kg KG pro Tag füttern bzw. maximal 0,5 g Zucker/Stärke pro Mahlzeit je kg KG
  • magenempfindlichen Pferden eventuell nur 0,5 g Zucker/Stärke pro kg KG und Tag geben

Produktfazit

Unser Magnoguard® 

Magnoguard® sorgt für eine stabile Gelschicht auf der Magenwand, besonders effektiv auch im Drüsenteil. So wird die empfindliche Magenwand vor der Magensäure geschützt und die Abheilung evtl. vorhandener Magenschleimhautveränderungen kann unterstützt werden.

Es empfiehlt sich besonders für magenempfindliche Pferde, sportlich geforderte Pferde, bei unvermeidlichen mehrstündigen Fresspausen, als Risikovorsorge bei großen Krippenfuttermengen und stärkereichen Rationen, sowie als Unterstützung u. a. bei Transport, Turnier, Stallwechsel und/oder Herdenintegration.

Unser Magnokollagen®

Magnokollagen® liefert die „Superbausteine“, die der Körper dort verbauen kann, wo er sie benötigt. So können nicht nur Sehnen, Bänder und Gelenke gesund erhalten, sondern auch die Magenwand und der natürlich schützende Magenschleim aufgebaut werden, damit eventl. vorhandene Magenschleimhautveränderungen abheilen können.

Nach Camacho-Luna et al. (2020) haben Kollagenpeptide einen positiven Effekt auf die Magenschleimhaut bei einer zweimal täglichen Fütterung von 45 g (für einen mittelgroßen Warmblüter).  Die Aminosäure Threonin, die als natürlicher Bestandteil der Schleimschicht im Magen benötigt wird, findet sich auch in unserem Magnokollagen®, um den natürlichen Magenschleim zu erhalten.

Produktempfehlungen zum Thema

Magnoguard®
Die bewährte starke Formel zum umfassenden Schutz des Pferdemagens.
Magnoguard® Leckerli
Magnoguard® als praktisches Leckerli für unterwegs.
Magnokollagen®
Damit Ihr Pferd in seinem Element bleiben kann – der Bewegung

Literaturverzeichnis:

  • Camacho-Luna, P., Andrews, F.M., Keowen, M.L., Garza, F., Liu, C.C., Lamp, B.D., & Olijve, J.H. (2020). The effect of porcine hydrolysed collagen on gastric ulcer scores, gastric juice pH, gastrin and amino acid concentrations in horses. Equine Veterinary Education, 34, 248-257.
  • Gehlen, H., Prieß, A., Doherr, M. (2021). Deutschlandweite multizentrische Untersuchung zur Ätiologie von Magenschleimhautläsionen beim Pferd. Pferdeheilkunde – Equine Medicine 37 4, 395–407.
  • Luthersson, N., Nielsen, K. H., Harris, P., & Parkin, T. D. (2009). The prevalence and anatomical distribution of equine gastric ulceration syndrome (EGUS) in 201 horses in Denmark. Equine veterinary journal, 41(7), 619–624. 
  • Sykes, B. W., Hewetson, M., Hepburn, R. J., Luthersson, N., & Tamzali, Y. (2015). European College of Equine Internal Medicine Consensus Statement--Equine Gastric Ulcer Syndrome in Adult Horses. Journal of veterinary internal medicine, 29(5), 1288–1299. 
  • Sykes B.W. (2019). Courses for horses: Rethinking the use of proton pump inhibitors in the treatment of equine gastric ulcer syndrome. Equine Veterinary Education, 31, 441–446.