Stress beim Pferd - Ursachen und Handlungsmöglichkeiten

Pinto Stute wird über eine wackelige Hängebrücke geführt
Unter dem Motto „from wild to mild“ bildet Trainerin Silvia Wölk die hübsche Pinto-Stute "IWEST Coco" erfolgreich aus. Bildquelle: Mustang Makeover

Aufgeblähte Nüstern, Schnauben, Zittern, festgehaltene Muskulatur, Wegspringen bei jeder Kleinigkeit oder kopflose Flucht sind sehr eindeutige Anzeichen von Stress. Aber nicht jedes Pferd zeigt Stress auf diese Art. Vor allem langanhaltender Stress wird häufig übersehen. 

Was ist Stress?

Auch ein Pferd im schönsten Offenstall kann Stress haben, wenn es in der Rangfolge ganz unten oder auch ganz oben steht. Manch ein Pferd fällt vielleicht nur durch Unwillen oder Aggression auf und wird dafür womöglich noch bestraft. Vor allem im Zusammenhang mit Magengeschwüren stellen wir immer wieder vorsichtig die Frage: "Hat Ihr Pferd vielleicht Stress?" In der Regel antworten die Besitzer erst mal mit Nein. Bei genauerem Nachforschen stellt man dann fest, dass die Magensymptome erst auftraten, seitdem ein neues Pferd in der Herde ist oder das Pferd nicht mehr jeden Tag seinen gleichen Tagesablauf hat. Das betroffene Pferd wirkte unter Umständen nie gestresst, sondern hat seine Probleme in sich hineingefressen. Auch wenn wir diese kleinen Änderungen im Leben unserer Pferde nicht als stressig betrachten, für das Fluchttier Pferd bedeuten sie eine neue womöglich gefährliche Situation.

Was ist Stress?

Stress ist eine Reaktion des Körpers auf potenziell gefährliche Situationen. Bei Ihrem Pferd passiert in Angstsituationen genau dasselbe wie bei Ihnen:

  • Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich,
  • die Durchblutung der Muskulatur wird gesteigert,
  • Blutzucker- und Adrenalinspiegel gehen nach oben,
  • die Hirnwellentätigkeit ändert sich,
  • Gehör- und Sehvermögen wird schärfer,
  • die Bronchien erweitern sich,

kurzum: Im Körper werden alle Vorbereitungen für eine möglicherweise nötige Flucht getroffen. Erneuerungs- und Wachstumsprozesse werden umgekehrt, gestoppt, denn für diese darf in Gefahr natürlich keine Energie geopfert werden.

Die verschiedenen Phasen des Stressgeschehens

1. Alarmphase (Konfrontation mit einer psychischen oder physischen Belastung)

2. Widerstandsphase (der Körper reagiert auf den Stressor mit Erhöhung seiner Widerstandsfähigkeit)

3. Anpassungs- oder Erschöpfungsphase

In der Alarmphase reagiert das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) auf den Stressor mit einer Hormonausschüttung, die die Nebennieren zur Produktion von Cortisol (das ist die körpereigene Variante des aus der Medikation bekannten und nicht zu Unrecht gefürchteten Cortisons) anregt.

Das vegetative Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) reagiert auf den Stressor ebenfalls mit Hormonausschüttung (Adrenalin und Noradrenalin). Durch diese hormonell gesteuerten Systeme kommt es zu den typischen körperlichen Stresserscheinungen der Widerstandsphase, wie z.B. die beim kurzzeitigen Stress typische Erhöhung von Herzfrequenz, Blutdruck und Blutzuckerspiegel, vermehrte Durchblutung der Muskulatur und der Lunge, Erweiterung der Bronchien, Steigerung des Gehör- und Sehvermögens, Absenkung der Schmerzempfindlichkeit, kurzum alle für eine Flucht oder für einen Kampf benötigten Systeme werden gestärkt, die Widerstandskräfte werden maximal gebündelt. Besteht der Stress nur kurzfristig, wie z.B. in Form eines über dem Reitplatz kreisenden Hubschraubers, ist das vegetative Nervensystem vorherrschend. Das bedeutet, das Adrenalin wird, sobald der Hubschrauber wieder weg ist, neutralisiert und das Pferd beruhigt sich wieder.

Die Stressreaktion des zentralen Nervensystems führt zu weiteren Körperreaktionen, die sich nicht so schnell wieder normalisieren, wie die des vegetativen Nervensystems. Die Auschüttung des Nebennierenrindenhormons Cortisol verändert den Stoffwechsel: längerfristige Erhöhung des Blutzuckerspiegels, Mobilisation von Körperfett, Abbau von Körpereiweiß, Freisetzung von Calcium, Einsparung von Natrium, um nur einige Beispiele zu nennen.

Auf Dauer ist vermehrte Cortisolausschüttung verheerend. Dauerstress führt körperlich (neben den erwähnten Magengeschwüren) zu sehr ernsten Erkrankungen, wie unheilbaren Stoffwechselerkrankungen, Immunschwäche, Allergien und Knochenschäden. Wachstum wird, ebenso wie Fortpflanzung und das Abwehrsystem gegenüber Infektionen, zumindest vorübergehend unterdrückt, denn der Körper konzentriert alles auf den Notfall und reduziert sich selbst, um alle Kräfte zu bündeIn und dem Stressor irgendwann zu entkommen. Es kommt zudem zu einer vermehrten Einsparung an Natrium und Wasser sowie zur Freisetzung von Calcium. Das Ganze ist für ein oder zwei Tage durchaus vertretbar und prinzipiell eine vernünftige Körperreaktion: Cortisol hemmt z.B. Entzündungen, was dem Körper vorübergehend Erleichterung verschafft. Nur auf Dauer ist vermehrte Cortisolausschüttung verheerend, denn das gesamte Abwehrsystem wird geschwächt, der Körper verliert seinen Schutz gegenüber Keimen und speziell die Lungen eines im Dauerstress befindlichen Pferdes sind gefährdet.

Neben diesen körperlichen Auswirkungen entstehen psychische Schäden und Schäden am Hippocampus (Gehirnteil). Verbunden damit sind Einschränkungen der Lernfähigkeit, Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Erinnerungen, Wahrnehmungs- und Konzentrationsstörungen, Änderungen des Sozialverhaltens. Ein durch langanhaltenden Dauerstress vorgeschädigtes Pferd zeigt auch oft ein Verhalten, das notgedrungen für den Menschen zum Problem wird, wie z.B. Panikattacken, Durchgehen, Abschalten usw. Auch Verhaltensauffälligkeiten wie Koppen, Headshaking und Weben werden durch Stress verstärkt.

Kurzzeitiger Stress

Die Systeme Sympathikus und Parasympathikus sind vorherrschend. Durch Adrenalinausschüttung erfolgen folgende Körperreaktionen: Momentane Angst oder Furcht erhöht die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel. Die Blutversorgung des Verdauungstraktes (sowie auch dessen Funktion), der Haut sowie der für die Flucht nicht notwendigen Körpersysteme (wie Gehirn) wird gedrosselt, dagegen die Durchblutung der Muskulatur und der Lunge erhöht, um diese für Flucht oder Kampf entscheidenden Systeme optimal zu versorgen. Sobald der Stress vorbei ist, normalisiert sich alles wieder.

Länger anhaltender Stress

Die Aktivierung des Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindensystems führt zu Körperreaktionen, die sich nicht so schnell wieder normalisieren: Die Nebennierenrinde schüttet vermehrt Cortisol aus. Der Stoffwechsel wird verändert, es kommt zu einer (längerfristigen) Erhöhung des Blutzuckerspiegels, Mobilisation von Körperfett und damit erhöhtem Blutfett (Triglyceride im Blut). Gleichzeitig wird Körpereiweiß abgebaut, der Gesamtstoffwechsel ändert sein Programm: von aufbauend zu abbauend, an die Reserven gehend.

Was verursacht bei meinem Pferd Stress?

Stress bei Pferden kann verschiedene Ursachen haben. Je nach bisherigen Erlebnissen und Charakter des Pferdes lässt sich ein Pferd leichter stressen oder kann mit Situationen besser umgehen. Mögliche Stressursachen können z.B. sein:

Haltung

  • Änderungen im Tagesablauf
  • Haltung ohne Kontakt zu Artgenossen
  • Trennung von Artgenossen
  • neue Pferde in einer Herdenstruktur
  • Absetzen von Fohlen

Training

  • unsachgemäße Ausbildungsmethoden
  • ungewohnte Situationen wie z.B. Anreiten
  • Turniere
  • Hängerfahren
  • gestresste Reiter

Schmerzen

Einschränkungen der Sinnesorgane

Fehler in der Fütterung

  • zu wenig Raufutter
  • Unruhe im Stall, insbesondere während der Fütterung
  • unzureichende Energiebereitstellung
  • Mineralstoff- oder Vitaminmangel

Haltung

 

Das Fluchttier Pferd hat gerne jeden Tag den gleichen Ablauf. Jede Veränderung bedeutet, dass irgendwo eine unentdeckte Gefahr lauern könnte. Für uns ist das manchmal schwer nachvollziehbar. Sicherheit ist das Wichtigste in einem Pferdeleben: Ein Pferd, das alleine gehalten wird, muss dauerhaft auf sich selbst aufpassen und ist notgedrungen im Dauerstress.

In einer Herde ruhen nie alle Pferde gleichzeitig. Mindestens ein Pferd passt auf, sodass die anderen sich entspannen können. Und in einer Herde kümmert sich eine Leitstute um die Sicherheit aller. Sozialkontakt dient also in großem Maße dem Wohlbefinden Ihres Pferdes. Allerdings kann umgekehrt Sozialkontakt mitunter auch Stress bedeuten. Jede Änderung in der Herdenstruktur bedeutet zunächst, dass sich die Hierarchie in der Herde und damit möglicherweise auch das Sicherheits- bzw. Sozialgefüge ändert. Die Herde sollte also so wenig wie möglich verändert werden. Auch das ranghöchste und das niedrigste Pferd haben oft in einer Herde Stress, der eine, weil der hohe Rang gleichzeitig zentrale Verantwortung für Sicherheit der Herde bedeutet, die mitunter nicht einfach delegiert werden kann, der andere, weil er anderen Pferden ständig weichen muss.

In Boxenhaltung können Pferde, die sich nicht leiden können, nicht ausweichen. Auch das verursacht Stress, was mitunter zu wenig beachtet wird.

Das Absetzen von Fohlen, geschieht es noch so vorsichtig, bedeutet immer eine große Umstellung für Mutter und Kind und entsprechend massiven Stress. Nicht umsonst haben Absetzer überproportional oft Magengeschwüre.

Training

Kein Pferd widersetzt sich dem Reiter absichtlich oder gar hinterlistig. In der Regel sind Unverständnis, Angst, Überforderung oder Schmerzen der Grund. Unangemessene Bestrafung und negative Erfahrungen im Rahmen der Arbeit veranlassen das Fluchttier Pferd, jeden Versuch zu unternehmen, um zu entkommen. Die Pferde zeigen Stresssymptome bei gleichzeitig eindeutigen Abwehr- und Angstreaktionen in ganz bestimmten Situationen, die mit der Arbeit in Zusammenhang stehen. Sie wollen sich beispielsweise entweder schon gar nicht satteln oder auftrensen lassen, sie versuchen, das Betreten von Halle oder Bahn zu verweigern, lassen nicht aufsitzen u.s.w.

Gerade von sehr rittigen Pferden, die immer versuchen, alles richtig zu machen, wird häufig zu früh zu viel verlangt. Viele dieser Pferde zeigen zunächst gar nicht, dass sie gestresst sind, sie internalisieren den Stress. Das Anreiten ist ein kritischer Punkt in der Pferdeausbildung. Das Pferd muss verstehen, dass der Mensch und die Ausrüstung keine Raubtiere sind, die an ihm dranhängen. Hat man dies dem Pferd möglichst schonend und langsam beigebracht, muss es als nächstes verstehen, was Schenkel und Zügelhilfen bedeuten. Hier hat sich ein erfahrenes Führpferd bewährt, das dem jungen unerfahrenen Pferd Sicherheit gibt. Turniere und Transporte bedeuten für Pferde eine Reise ins Ungewisse. Je öfter ein Pferd verladen wird, desto weniger ist es gestresst. Dennoch weisen selbst transporterfahrene Pferde immer noch erhöhte Cortisolwerte im Speichel auf.

Pferde sind sehr sensible Tiere. Sie sind durchaus in der Lage, unsere Gefühle zu spüren, eine wichtige Eigenschaft für ein Fluchttier. Aus diesem Grund stellen hektische gestresste Menschen für die Pferde in ihrer Nähe einen massiven Stressor dar.

Schmerzen

Starke Schmerzzustände erkennen Reiter in der Regel sofort und ziehen einen Tierarzt zu Rate. Anders sieht das aber oft schon bei Lahmheiten aus, die zwei Beine gleichzeitig betreffen, wie z.B. Erkrankungen der Hufrolle, und sich langsam schleichend entwickeln. Auch Erkrankungen des Magens verlaufen oft unbemerkt, wenn z.B. allenfalls eine leichte Empfindlichkeit im Gurtbereich auftritt oder mitunter nur Kotwasser zu bemerken ist. Unpassende Ausrüstung, suboptimaler Beschlag – der Pferdebesitzer ist ständig gefordert, das Wohl seines Partners zu überprüfen und Abhilfe zu schaffen. Schmerzen äußern sich häufig auch weniger durch Schreckhaftigkeit, als vielmehr durch ein "Sich-Entziehen" oder "Blockieren" bei bestimmten, für das Pferd schmerzhaften Bewegungen. Das Pferd, das z.B. beim "In-die-Ecke-Reiten" steigt, ist hierfür das klassische Beispiel. Ebenso das Pferd, das auf einer Hand nicht an das Gebiss treten will oder sich dabei unwillig und gestresst zeigt, während es auf der anderen Hand ruhig und gehorsam arbeitet.

Sinnesorgane

Auch wenn unsere Pferde in der Regel nicht mehr befürchten müssen, von Raubtieren angegriffen zu werden, sind sie dennoch auf ihre Sinnesorgane angewiesen. Pferde hören sehen und riechen sehr gut. Ist das nicht der Fall, bedeutet es für das Pferd Stress, da es eine leichte Beute ist. Unverhältnismäßige Reaktionen auf Licht oder Stöcke auf dem Boden sind typisch für Pferde, die nicht optimal sehen könne, weil sie etwa fehlsichtig sind.

Fütterung

Raufuttermangel

Die Fütterung von mindestens 1,8 bis 2% des Körpergewichts (Kg) an Heu sorgt nicht nur für einen gesunden Magen-Darm-Trakt, sondern auch für ein entspanntes Pferd. Durch die lange Fressdauer ist das Pferd beschäftigt. Pro Kilogramm Kraftfutter macht ein Pferd durchschnittlich 800 Kauschläge. Bei einem Kilogramm Heu sind es ca. 3000. Kauen hat eine beruhigende Wirkung. Außerdem hängt das Sättigungsgefühl maßgeblich von den Kauschlägen ab. Ein hungriges Pferd kann kein entspanntes Pferd sein.

Während der Fütterung von Rau- und Kraftfutter sollte im Stall Ruhe herrschen (also eigentlich immer). Laute Musik, Schreien oder Rennen sind hier fehl am Platz.

Energiemangel

Eine absolut zu geringe Energiemenge im Futter kann dazu führen, dass das Pferd nicht in der Lage ist, die gewünschten Aufgaben losgelassen zu absolvieren. Die Pferde spüren diesen Energiemangel und reagieren unterschiedlich:

  • der eine, vom Temperament her der etwas "Kältere", mit Faulheit und mangelndem "Go". 
  • der andere, vom Temperament her der leistungswillige und entgegenkommende Typ, der alles recht machen will, bekommt Angst, sobald er spürt, dass seine Kräfte nicht reichen werden, um die erwartete Leistung zu vollbringen, und reagiert mit Unruhe bis hin zur Panik.

Eiweißüberschuss

Alternativ kann auch eine Überversorgung mit Eiweiß in der Ration den Energiemangel bedingen. Da Eiweiß im Körper so gut wie nicht gespeichert werden kann, müssen im Übermaß aufgenommene Eiweißmengen wieder ausgeschieden werden, was für den Körper einen energieverbrauchenden Prozess darstellt. Neben diesem Energieverlust hat Eiweißüberschuss noch einen zweiten außerordentlich unangenehmen Nebeneffekt: beim Abbau der Aminogruppe aus den Aminosäuren des Eiweißes wird Ammoniak frei. Ammoniak ist ein starkes Zellgift, auf das die Nervenzellen sehr empfindlich reagieren.

Steigt der Ammoniakblutspiegel an, was insbesondere dann der Fall ist, wenn die Leber ihrer Entgiftungsfunktion nicht schnell genug nachkommen kann (entweder, weil einfach zu viel Eiweiß da ist, oder die Leberkapazität nicht ausreicht), so können diese Pferde "Aussetzer" haben. Sie lernen naturgemäß auch nicht gut, sind widersetzlich und nicht aufnahmebereit. Eine Absenkung des Eiweißgehaltes in der Fütterung ist die einzige Möglichkeit, diesem Problem beizukommen, und ist auch aus gesundheitlichen Erwägungen (Dauerbelastung von Leber und Niere) geboten.

Mineralstoff- oder Vitaminmangel

Ungleichgewichte und Mängel im Spurenelement- und Vitaminhaushalt verhindern die Losgelassenheit und Konzentration Ihres Pferdes. Inzwischen weiß fast jeder Reiter: Ein Magnesiummangel führt zu einem angespannten Pferd. Allerdings sind für einen funktionierenden Stoffwechsel noch viele weitere Spurenelemente und Vitamine nötig. Diese spielen auch insgesamt eine unverzichtbare Rolle für die Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit eines lebenden Organismus. Einige Vitamine sind Coenzyme des Energiestoffwechsels. Fehlen sie, kommt es zu Blockaden im Stoffwechsel, Ausfällen oder zumindest Verzögerungen zentraler biochemischer Reaktionen.

Nikotinsäure ist ein essenzielles Vitamin, das als Baustein von Coenzymen am Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel beteiligt ist und eine sehr wichtige Rolle für die Energiebereitstellung spielt. In geringer Menge wird Nikotinsäure auch aus Tryptophan synthetisiert. Im Stressgeschehen steigt der Bedarf an Nikotinsäure stark an.

Vitamin B6 ist neben Magnesium und Nikotinsäure ein wichtiger Cofaktor bei der im Gehirn stattfindenden Neusynthese von Serotonin aus Tryptophan. Besteht ein Mangel, so äußert sich dieser in Reizleitungsstörungen im Nervensystem.

Magnesium

Ein Mangel an Magnesium führt neben der Einschränkung enzymatischer Reaktionen auch zu einem vermehrten Einströmen von Calcium in die Körperzellen und somit zur Calciumüberladung dieser Zellen. Reizleitungsstörungen im Nervensystem und eine gestörte Verarbeitung von Lernprozessen im Gehirn sind die Folge. Dies wiederum führt zu erhöhter Schreckhaftigkeit und Stress. Auffällig dabei ist, dass diese Pferde immer schreckhaft oder nervös sind, nicht nur in speziellen Situationen, wie z.B. bei der Arbeit, sondern auch im täglichen Umgang.

Bei unseren heutigen heubetonten Rationen und der eigentlich üblichen Mineralfutterfütterung ist ein Magnesiummangel eher unwahrscheinlich. Nur bei minderwertigem Mineralfutter in Kombination mit intensiv gedüngten Weideflächen mit einseitigem Grasbewuchs kann es zu einem Magnesiummangel kommen. Wenn ein bestehender Magnesiummangel behoben wird, verbessert sich auch die Reaktion des Pferdes auf ihm unbekannte Situationen. Es gibt anorganische und organische Magnesiumverbindungen. Magnocalm® enthält neben Magnesiumoxid, das der Pferdedarm sehr gut aufnehmen kann, auch noch organisch gebundenes Magnesium in Form von Magnesiumaspartat.

Die (vorübergehende) Gabe von Magnocalm® gleicht einen tatsächlich bestehenden Magnesiummangel aus und wirkt als eine Art "biologische Stressbremse". Allerdings ist kein Erfolg zu erwarten, wenn kein Magnesiummangel vorliegt. Im Gegenteil, eine weit über den Bedarf erhöhte Magnesiumzufuhr kann sogar die Nervosität noch steigern, weil auch in diesem Fall ein Ungleichgewicht in der Ionenverteilung auftritt.

Tryptophan

Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, das heißt, sie muss über die tägliche Nahrung laufend aufgenommen werden. Im Zentralnervensystem wird Tryptophan zu Serotonin umgewandelt. Serotonin ist als Glückshormon für den kompletten Gemütszustand verantwortlich. Stress führt (zugleich mit der erhöhten Adrenalinausschüttung) zu einem Mehrverbrauch an Nährstoffen für die ausreichende Serotoninbildung. Fortdauernder Stress, der aus Lebenssituation und langfristig belastenden Faktoren resultiert, führt zu einer generell reduzierten Serotoninproduktion, sodass letztlich die Stressfolge selbst wieder zum Stressfaktor wird und zur Depression führt.

Tryptophan ist in vielen Futtermitteln natürlich enthalten. Hafer z.B. hat gemäß DLG-Futterwerttabelle einen höheren Tryptophangehalt (1,4 g/kg) als Gerste (1,2 g/kg) und Mais (0,6 g/kg). In der Summe nimmt das Pferd am meisten Tryptophan über Heu und Gras (0,5 g/kg) auf. Grasen auf der Weide und eine heuintensive Fütterung erhöhen also die Tryptophanversorgung, und das erklärt dann unschwer auch die Beobachtung, dass diese Pferde deutlich gelassener sind.

Die FN erlaubt in Futtermitteln nur einen Tryptophangehalt von unter 0,5% unabhängig davon, wie viel von diesem Futter gefüttert wird. Ist mehr Tryptophan enthalten, gelten 48 Stunden Karenzzeit. Sojaextraktionsschrot pur zu füttern, ist somit auf einem Turnier eigentlich nicht erlaubt, denn der Tryptophangehalt beträgt 0,65%. Kauft man es aber z.B. 1:1 gemischt mit Heucobs, enthält das Futtermittel nur noch 0,35% Tryptophan und kann also, ohne unter Doping zu fallen, unbegrenzt gefüttert werden. Füttert man 6 kg dieser Mischung, kommt man übrigens auf die gleiche Menge Tryptophan, die in 40 g Magnoquiet® enthalten ist. Dennoch empfiehlt die FN für Magnoquiet® eine Karenzzeit und für die gleiche Menge Tryptophan aus entsprechender Menge Sojaschrot nicht.

Unser Magnoquiet® zeichnet sich durch einen hochwertigen Tryptophananteil von 49% sowie einem hohen Gehalt an Nikotinsäure und Vitamin B6 aus. Somit dient es dem Pferd zur umfassenden Stressabschirmung. Es ist keinesfalls ein Beruhigungsmittel oder gar eine Art der Sedierung. Unter der Gabe von Magnoquiet® ist es allerdings möglich, in einer für das Pferd unheimlichen Situation dem Pferd zu zeigen, dass diese ganz normal und unproblematisch ist. Pferde sind Gewohnheitstiere. Hat das Pferd wiederholt eine positive Erfahrung gemacht und gelernt, dass gewisse Dinge ganz normal sind, bleibt dies in seinem Gedächtnis. Wieso soll man jungen Pferden nicht helfen, auch Transport und Turniere positiver wahrzunehmen?

Wie kann man Stress vermeiden?

Selbst der fürsorglichste Pferdehalter kann seinem Pferd nicht jeden Stress ersparen. Das muss er auch nicht, Stress gehört zum Leben. Aber vor manchen Situationen können wir unsere Pferde beschützen. Die natürlichen Grundbedürfnisse unserer Pferde wie beispielsweise Dauer der Nahrungsaufnahme, Sozialkontakt etc. sind für alle Pferde gültige Eckpunkte der Stressvermeidung, ebenso wie ein routinierter Tagesablauf. Darüber hinaus ist jedes Pferd ein Individuum mit einzigartigem Temperament, Lernverhalten, Sensibilität, Kooperationsbereitschaft usw. Um sein Pferd vor Stress zu schützen, ist es wichtig, es möglichst gut zu beobachten und kennenzulernen.

Tipps für ein entspanntes Pferd

  • Sozialkontakte
  • jeden Tag der gleiche Tagesablauf
  • wenig Änderungen in der Herdenstruktur
  • Pferde- und altersgemäße Ausbildung
  • ein entspannter Reiter
  • Turnierpferde profitieren davon, regelmäßig verladen zu werden, so wird diese Situation zur Routine
  • blockiert ein Pferd oder entzieht es sich, können unentdeckte Schmerzen dahinterstecken
  • ein bodenscheues Pferd kann vielleicht nicht richtig sehen
  • Ruhe im Stall, vor allem während der Fütterung
  • ausreichende Heufütterung
  • Energiemangel und -überschuss vermeiden
  • ausgeglichene Fütterung von Mineralien und Vitaminen
  • Magnoquiet® bietet Unterstützung für ungewohnte Situationen und Pferde mit schwachem Nervenkostüm

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