Pferdehuf: Anatomie, Hornqualität und Fütterung

Bildquelle: Christiame Slawik

Das ist kein abgedroschener Kalenderspruch für den Monat Februar, sondern das Thema dieses Fachbeitrags. Aus gutem Grund. Hufe sind ein wahres Wunderwerk, schon die Anatomie versetzt in Staunen. Stellen Sie sich vor, wir Menschen müssten auf unseren Fingernägeln laufen, genau das tut ein Pferd! Und deswegen möchten wir Sie mit diesem Artikel ein Stück weit(er) aufmerksam machen, gegenüber dem Wunderwerk Huf.

Das Wunderwerk Huf

Die Hufe des Pferdes sind die Basis seines Fundamentes.

Ein gesunder Rücken ist sicherlich wichtig, damit uns die Pferde tragen können, aber ein gesunder Rücken hilft nicht, wenn die Hufe das Pferd nicht tragen können!

"Gesunde Hufe sind aktive Lahmheitsprävention" heißt es nicht umsonst.

Das bezieht sich nicht nur auf eine zum Gebäude und Bewegungsablauf passende Hufstellung (Hebelwirkung einer langen Zehe und deren Auswirkung auf Sehnen, Bänder beispielsweise), sondern auch auf eine gesunde Hufform, die keine der Strukturen des Wunderwerkes Pferdehuf (z.B. den Hufbeinträger) überlastet, sondern deren Funktion unterstützt.

Der Huf: Stoßdämpfer mit Sensor- und Pumpfunktion

Von besonderer Bedeutung ist die Aufgabe der Hufe als unterster Teil der Stoßdämpfung zu fungieren, d.h. von besonderem Interesse sind hier die Hufknorpel und das Strahlkissen.

Die Verwindbarkeit des Hufes, auch in der Vertikalen, erlaubt einen Ausgleich der Bodenverhältnisse und schont damit die darüberliegenden Strukturen wie die Gelenke.

Zudem dienen die Hufe dem Pferd als Tastorgan für die Bodenbeschaffenheit, und der Barhuf bietet eine erstaunliche Rutschfestigkeit.

Hufe unterstützen zudem die Blutpumpfunktion, weil der Hufmechanismus zur Zirkulation von Lymphe und Blut beiträgt – man spricht deshalb auch von 5 Herzen beim Pferd!

Hufe passen sich an

Hufe sind also alles andere als die rigide Struktur, als die sie erscheinen, Hufe sind sehr anpassungsfähig in ihrer komplexen Struktur, auf die es aufzupassen gilt.

Die Anpassungsfähigkeit begründet sich nicht zuletzt auch darin, dass die Hornbildung ein komplexer und dynamischer Prozess ist, der sehr stark durch Fütterung und Haltung beeinflusst wird. Dazu gibt es eine interessante Studie, bei der zwei verschiedene Gruppen Wildpferde Australiens bezüglich ihrer Hufmorphologie beobachtet wurden. Eine Gruppe lebte in den "wetlands", die sich durch üppiges Futterangebot sowie ausreichend Wasserstellen auszeichneten und damit verbunden kürzere Laufstrecken (zur Futter- und Wassersuche) auf weichem, teilweise sumpfigem Untergrund. Die andere Gruppe lebte in heißen, fast ausgetrockneten Gebieten in Zentralaustralien und im Landesinneren von Queensland. Hier findet sich nur harter, steiniger Boden, über den die Pferde viele Kilometer laufen müssen, um ihren Futterbedarf zu decken und die entlegenen Wasserstellen zu erreichen. Zwei unterschiedliche Hufformen waren repräsentativ: kurze, steile, kompakte Hufe zeigten sich als Anpassung an die hohe Laufleistung auf anspruchsvollem Boden, während die Hufe der Pferde, die auf weichem, nicht abrasivem Boden leben, deutlich flacher und "schnabeliger" waren, was sich für das Laufen in feuchteren Gebieten als vorteilhafter zu erwiesen schien. Die Hufwände wuchsen länger aufgrund des mangelnden Abriebs und kürzten sich nach gewisser Zeit durch Ausbrechen dieser selbstständig ein. Interessanterweise zeigte sich nach Austausch dieser zwei Gruppen in die jeweilige Umgebung, dass die Hufe sich entsprechend den neuen Umständen anpassten!

Diese Anpassung können Hufbearbeiter in ihrer täglichen Praxis ebenfalls beobachten, wie auch der eine oder andere Pferdebesitzer nach Umzug seines Pferdes in eine veränderte Haltung. Dieses Anpassungsvermögen erklärt auch, warum Pferde mit Zwanghufen sich sehr gut entwickeln, sobald sie die Möglichkeit haben, wesentliche Zeit auf Sandboden zu stehen – insbesondere bei parallel dazu stattfindender, entsprechender Hufbearbeitung. Gleiches gilt aber auch ganz allgemein für jede Veränderung der Hufbearbeitung, die zu einem positiveren wie leider auch negativerem Ergebnis der Hufbeschaffenheit führen kann. Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen Hufbearbeiter trotz optimierter Bearbeitung keine nennenswerten Ergebnisse erzielen können, z.B. wenn die Hufe der Pferde aufgrund von Stoffwechselerkrankungen, Störungen des Magen-Darm-Traktes oder mangelhafter Versorgungslage beeinträchtigt sind.

Sie sehen also, in der Regel besteht ein gesunder Huf (neben dem genetischen Einfluss) aus den vier Eckpfeilern:

  • Hufbearbeitung
  • Untergrund
  • Bewegung
  • Fütterung

Futter für das Fundament

Eiweiß – das Grundgerüst des Hufes

Keratin macht den wesentlichen Bestandteil des Hufhorns aus. Es besteht, simpel ausgedrückt, aus Proteinen, die durch Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die hauptsächlich im Keratin vorzufindenden Aminosäuren sind Alanin, Glycin und Cystein. Die ersten beiden sind nicht-essentielle Aminosäuren und werden in der Regel ausreichend vom Körper selbst synthetisiert. Für die dafür nötigen Stoffwechselschritte braucht es allerdings Vitamin B6 sowie genügend Eiweiß in der Fütterung, was die Versorgung mit den Aminosäuren (Grundbausteine des Eiweiß) sicherstellt. Mangel an den erstlimitierenden Aminosäuren (beim Pferd an erster Stelle Lysin, gefolgt von Methionin und Threonin) führt zu mangelhafter Eiweißsynthese. Ein Mangel an Eiweiß, bzw. essentiellen Aminosäuren vor allem der schwefelhaltigen Aminosäuren, verzögert dann naturgemäß das Hufwachstum.

Es kommt also in der Fütterung einmal auf die angepasste Eiweißmenge (Eiweißquantität), aber auch die Eiweißqualität (Vorhandensein von Aminosäuren im Eiweiß) an.

Praxisbeispiele

Wenn z. B. einem 600 kg Pferd 1,8% der Körpermasse an Heu gefüttert wird (10,8 kg), dann werden mit einem Pferdeheu, das Ende der Blüte geschnitten wird, knapp 508 g verdauliches Eiweiß aufgenommen (siehe Tabelle 1), was bei leichter Arbeit (20 min Schritt, 15 min Trab, 10 min Galopp) den Bedarf an Eiweiß (und Energie) deckt. Für ein Pferd in mittlerer/schwerer Arbeit müsste hier mit Kraftfutter ergänzt werden bzw. möglichst auch eine bessere Heuqualität (Anfang/Mitte Blüte) gewählt werden, um es ausreichend mit Energie und Eiweiß zu versorgen!

Auch die Krippenfutterwahl hat Einfluss auf die Eiweißversorgung, wie in Tabelle 2 erkennbar wird, in der die Gehalte an essentiellen Aminosäuren im Vergleich dargestellt werden. Die von uns häufig empfohlene Heu-Hafer-Fütterung sichert normalerweise die Versorgung des für die Hufgesundheit wichtigen Cystein und Methionin, wie man sehen kann.

Hydrothermisch aufgeschlossenes Getreide verbessert zwar die Stärkeverdaulichkeit, aber beim Erhitzungsprozess werden hitzeempfindliche Aminosäuren beschädigt. Sie unterliegen der sogenannten Maillard-Reaktion (nicht enzymatische Hitzereaktion). Auch wenn sie anschließend an diese Reaktion immer noch zu finden sind (bei einer chemischen Untersuchung z.B.), setzt der Körper diese nicht mehr zum Aufbau von Körpergewebe ein. Dass Hitze Eiweiß verändert, weiß jeder aus der Küche: man nehme ein Ei und koche oder brate es.

Es gibt natürlich verschiedene gute Gründe, warum ein Pferd gänzlich getreidefrei (und das meint auch haferfrei) ernährt wird bzw. werden muss. Man sollte dann nur wissen, warum evtl. nachfolgend die Hufqualität leidet, bzw. dass eine Supplementierung bestimmter Nährstoffe in dem Fall nötig sein könnte.

Wir rechnen weiter

Wenn nun ein zu dickes Pferd auf Diät gesetzt wird und z.B. nur noch 9 kg Heu (1,5% des Zielgewichtes von 600 kg) bekommt, sieht es anders aus, zudem in diesen Fällen oft auch noch ein sehr überständiges Heu gewählt wird, da dies einen niedrigen Energiegehalt hat (siehe Tabelle 1). Hier gilt dann zu bedenken, dass mit dieser Heuqualität die Eiweißzufuhr unter dem Bedarf bei leichter Arbeit absinken kann. Dies ist neben dem ungünstigen Nebeneffekt auf Substanzverlust (Muskelmasse, die an Energieumsatz eigentlich maßgeblich beteiligt wäre, wird eingeschmolzen) auch nachteilig für die Hornqualität, weil der Organismus zunächst die Eiweißversorgung lebenswichtiger Abläufe (Ersatz innerer Organe, Blutzellen) sicherstellt. Muskulatur und Hufe haben das Nachsehen. Pferdefütterung ist sehr komplex, leider darf nicht nur ein Aspekt fokussiert werden, es müssen viele Auswirkungen berücksichtigt werden.

HeusorteCa:PCa:MgEnergieRohprotein
XP
Verdauliches
Rohprotein vXP
Verdauliche
Rohfaser vXF
Heu 1. Schnitt
Intensiv-/Mähweide,
Anfang Blüte
2,0:12,3:18,85 MJ115 g77 g136 g
Heu 1. Schnitt
grasreich, Ende Blüte
2,7:13,6:17,2 MJ74 g47 g132 g
Heu 1. Schnitt
grasreich, überständig
2,4:14,4:16,34 MJ63 g34 g120 g
Heu 2. Schnitt
(4 bis 6 Wochen)
3,8:14,3:17,9 MJ128 g90 g139 g

Tabelle 1: Unterschiede in der Heuqualität je nach Botanik und Schnittzeitpunkt (eigene Darstellung);
XP = Eiweiß, vXP = verdauliches Eiweiß

GetreidesorteRohproteinLysinMethioninCysteinThreonin
Hafer109 g4,3 g1,8 g2,3 g3,7 g
Gerste103 g3,7 g1,6 g2,0 g3,6 g
Mais96 g2,7 g1,8 g1,9 g3,4 g

Tabelle 2: Unterschiede in der Aminosäurenversorgung je Getreideart
(Darstellung gemäß DLG-Futterwert-Tabellen)

 

Hornqualität

Neben der Eiweißversorgung (= Aminosäurenversorgung) spielen natürlich auch die Mikronährstoffe eine wesentliche Rolle. In unserem Fachbeitrag "Wundermittel Biotin" haben wir schon dargestellt, welche Nährstoffe für einen gesunden Huf benötigt werden.

Wie entsteht ein Mangel? Was passiert bei Überversorgung?

Brüchiges Horn beispielsweise deutet nicht unbedingt nur auf das Fehlen eines Nährstoffes hin, sondern könnte auch ein Selenüberschuss sein, da Schwefel aus dem Keratin durch überschüssiges Selen ersetzt wird. Dies kann schnell passieren, wenn man mehrere Zusätze füttert und evtl. zusätzlich noch mineralisiertes Grundfutter. In der Summe kann dann ein Zuviel an Selen entstehen, speziell bei Selen sind die Grenzen zwischen "nötig und überversorgt" einfach eng.

Man sollte sich immer vor Augen halten, dass die Mengen- und Spurenelemente untereinander Wechselwirkungen haben. So kann beispielsweise ein zu hoher Calciumgehalt der Ration (beispielsweise, wenn erhebliche Mengen an Leguminosenheu (Luzerne, Esparsette) gefüttert werden), zu einer verminderten Resorption von Magnesium, aber auch noch von Kupfer, Zink, Mangan und Jod führen. Zu hoher Zinkeintrag, z.B. durch Einzelsubstitution oder ungünstiges Verhältnis im Mineralfutter, führt zu einer Supprimierung des Kupfers, ebenso wie sehr hohe Mengen an Eisen. So kann es auch zu einem Nährstoffdefizit kommen, obwohl das Pferd eigentlich bedarfsdeckend bzw. sogar mehr als bedarfsdeckend versorgt wurde.

Die Aufnahme von Nährstoffen kann auch dadurch beeinträchtigt sein, dass der Ort der Resorption, d.h. der Intestinaltrakt, Störungen aufweist. Paradebeispiel ist das "Leaky Gut Syndrom", bei dem die Darmschleimhaut eine erhöhte Durchlässigkeit aufweist.

Neben der Gesundheit des Magen-Darm-Traktes hat auch noch die Rationsgestaltung einen Einfluss auf die Versorgungslage. Beispielsweise können Pferde, die Magenprobleme haben, Probleme mit Aufnahme der B-Vitamine (z.B. Biotin) zeigen, da diese vom pH-Wert im Dünndarm abhängig ist, welcher wiederum durch den Säuregrad des aus dem Magen angelieferten Verdauungsbreis beeinflusst wird – dieser wiederum maßgeblich durch den Stärkeeintrag über die Fütterung und zudem auch noch durch die durch Kautätigkeit erreichte Speichelproduktion und damit Pufferung der Magensäure. Die Aufnahme von Heu beispielsweise führt zu einer fast 4-fachen Speichelmenge gegenüber der bei Krippenfutter! Sie sehen, um eine Ration für Pferde zu optimieren, müssen ganz viele Aspekte betrachtet werden, einfach Zink, Biotin und Aminosäuren zu geben, kann, muss aber nicht, die Lösung des Problems sein.

Bei Magengeschwüren kann es auch zu einer Zerstörung der Belegzellen kommen, die u.a. den für die Vitamin B12-Resorption wichtigen Intrinsicfaktor bilden.

NährstoffMangelÜberschussErgänzung notwendig?
Schwefelhaltige
Aminosäuren
Verzögertes Hufwachstum, brüchige HufeErhöhtes HornwachstumJe nach Qualität des Grundfutters
ZinkBrüchiges, deformiertes Hufhorn, Infektanfälligkeit, Haarausfall, HautschuppenBei sehr hohen Gehalten: KupfermangelJa
KupferBrüchige Hufe, Anämie, Pigmentverlust, 
Neigung zu Gefäßrupturen
ZinkmangelJa
SelenInfektanfälligkeit, 
muskuläre Probleme
Brüchige Hufe, Hornkluft, AusschuhenJa, allerdings in Maßen
Vitamin ABrüchige Hufe, Anfälligkeit für Atemwegsinfekte und WürmerRaues Haarkleid, gesenkter Muskeltonus und AtaxieJe nach Weidegang
Biotin Verbesserte Hornqualität und erhöhtes HornwachstumBei mangelhafter Hufqualität

 

Die Bakterienflora des Dickdarms, von der B-Vitamine synthetisiert werden, entwickelt sich in Abhängigkeit von Nährsubstrat, pH-Wert und der Ab- oder Anwesenheit von Bakterien abtötender Substrate (z.B. Antibiotika). Auch hier hat die Gesamtfütterung einen erheblichen Einfluss: Eine ausgedünnte Dickdarmflora kann z.B. durch Cellulosemangel (z.B. wenn zu wenig oder sehr spät geschnittenes, überständiges Heu gefüttert wird) entstehen. Auch übermäßige Kraftfuttermengen beeinflussen die Dickdarmflora, da im Dünndarm nicht verdaute Stärke in den Blinddarm gerät und dort zu vermehrter Milchsäureproduktion führt, was zu einem pH-Wert-Abfall führt. Wobei allerdings nicht klar ist, inwiefern bzw. zu welchem Anteil die im Dickdarm synthetisierten B-Vitamine auch vom Pferd genutzt werden können, da der eigentliche Ort der Resorption der Dünndarm ist.

Nicht zuletzt kann auch ein Mehrbedarf des Organismus Nährstofflücken erklären. So verbraucht ein Pferd mit Magengeschwüren mehr Zink zur Reparatur von Schleimhautschäden, Biotin ist wesentlicher Cofaktor im Energie- wie auch Eiweißstoffwechsel und wird daher bei intensiv arbeitenden Pferden oder laktierenden Stuten vermehrt verbraucht, bei entzündlichen Krankheiten hat der Organismus einen höheren Bedarf an Kupfer und Zink.

Hufqualität und Stoffwechsel

Ein deutlicher Zusammenhang zwischen Hufgesundheit und Fütterung zeigt sich bei der Hufrehe (einige wenige, eher seltene Auslöser ausgenommen). Hufrehe ist entweder metabolisch-, toxin- oder belastungsinduziert, wobei mittlerweile davon ausgegangen wird, dass über 90% der Hufreheerkrankungen einen entgleisten Stoffwechsel als Ursache haben. Gerade die verminderte Insulinsensitivität trägt wesentlich zum Krankheitsbild bei.

An dieser Stelle sei gesagt, dass Biotin etwa an der Blutzuckerregulation beteiligt ist, Zink wird bei der Insulinsynthese benötigt, Vitamin B6 fungiert als Coenzym im Kohlenhydratstoffwechsel – alles auch Bausteine, die für die Hornqualität benötigt werden, aber eben auch bei einem angespannten Kohlenhydratstoffwechsel vermehrt verbraucht werden. Deswegen ist die Versorgung mit Mikronährstoffen gerade bei diesen Pferden so wichtig. Magnolythe® S100 ist hier die Ergänzung der Wahl, um Nährstofflücken und auch Imbalancen sicher zu vermeiden. Zu der Vergiftungsrehe zählen neben der Geburtsrehe vor allem auch systemische Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (z.B. Colitis oder auch der bekannte "Einbruch in die Futterkammer"). Davon ableiten lässt sich einmal mehr die Bestätigung, dass, möchte man den Huf füttern, man zunächst den Darm des Pferdes füttern muss. Die Darmgesundheit ist ganz entscheidend und muss daher im Auge behalten werden. Wobei diese bekanntermaßen, und von uns häufig propagiert, für die Gesamtgesundheit des Pferdes bedeutsam ist.

Hufgesundheit bei Hufrehe, EMS, ECS

Im Falle einer akuten Hufrehe kommt es zu einer Zusammenhangstrennung der Hornblättchen der Hufwand und der laminaren Wandlederhaut. Diese Zusammenhangstrennung wird in der 2. Stufe durch Narbenhorn verschlossen, um die Verbindung des Hufbeins mit der Hufkapsel zu stabilisieren. Der sogenannte Narbenhornkeil ist eine vermehrte Hornzubildung der Wandlederhaut, der aber von minderer Hornqualität ist. Es kommt also insgesamt zu einer Beeinträchtigung der Qualität des Hufhorns durch Hufrehe. Man geht auch davon aus, dass die chemische Bindung der Keratine entweder beeinträchtigt, insgesamt verringert ist oder ein kompletter Synthesemangel vorliegt, was zu einer allgemein verschlechterten mechanischen Kraft des Horns führt (Henry et al., 1997, in Tomlinson et al., 2003). Deswegen ist es so wichtig, eine Belastung des Pferdes von der Entwicklung der Hufbeinaufhängung abhängig zu machen. Und diese ist ganz wesentlich von der Ursachenbehebung abhängig.

Man spricht gerade bei einer EMS- oder ECS-Erkrankung auch oft von einer subklinischen Hufrehe, was eine chronische Gangbildveränderung und Veränderung der Hufmorphologie beinhaltet. Auch in diesen Fällen zeigt sich eine mindere Hornqualität, da insbesondere Hyperinsulinämie zu Veränderungen der Lamellen-Pathologie führt (die Dehnung der Epidermallamellen ist ein erstes Zeichen – damit verliert der Huf an Stabilität und Belastbarkeit (Patterson-Kane et al., 2018)).

Fühligkeit ist hier oft ein "Frühwarnsystem", das zwar meist wahrgenommen wird, aber oftmals nicht zur konsequenten Ursachenfindung und zum Abstellen der Ursache führt. Gerade wenn sich das Laufverhalten in Zusammenhang mit Fütterung bzw. insbesondere bei vermehrter Grasaufnahme verschlechtert, sollte man sofort entsprechende Maßnahmen ergreifen. Hier muss prompt reagiert werden. Oft wird diese Situation von den Besitzern hingenommen, bis aus der chronischen Hufrehe eine akute wird und es damit zu weiteren, massiveren Schäden der über längere Zeit bereits vorgeschädigten Hufbeinaufhängung kommt.

Ein Hufschutz ist wichtig und notwendig, um die Hufstrukturen zu entlasten und dem Pferd Laufkomfort zu schenken, sollte aber nicht ohne entsprechende Maßnahmen zum Abstellen der Ursachen (z.B. Fressbremse bei reduziertem Weidegang, allgemeine Diät, usw.) erfolgen, weil sonst nur die Symptome vertuscht werden. Gerade jetzt im Winter besteht die Möglichkeit, ohne Koppelgang und damit ohne die undefinierte Menge an aufgenommenem Gras, Zusammenhänge herzustellen, Abnehmprogramme besser zu verfolgen u.v.m.

Natürlich kann Fühligkeit auch ganz andere Ursachen haben (unpassende Hufbearbeitung, Strahlfäule, Missverhältnis zwischen Abrieb und Hornwachstum, dünne Sohle).

Es geht darum, den Gesamtkontext zu betrachten. Aber das ist in der Pferdefütterung immer der Fall, umfassende ganzheitliche Betrachtung und solides Wissen um die gesamte Physiologie und Biochemie sind Grundvoraussetzung für die richtige Entscheidung.

Haltungstipps für gesunde Hufe

DosDon´ts
  • Qualitativ gutes Heu in ausreichender Menge, ein wichtiger Beitrag zur Aminosäureversorgung, Heu schützt den Magen und stärkt die Darmflora
  • Bedarfsgerechte Versorgung mit schwefelhaltigen Aminosäuren, Vitaminen und Spurenelementen
  • Body-Score beachten
  • Regelmäßige Hufbearbeitung und -kontrolle
  • Zu wenig Heu (< 1,8% des Körpergewichtes); stark verholztes, stängeliges, nährstoffarmes Heu
  • Mangelhafte Grundfutterversorgung, nicht bedarfsgerechte Spurenelement- und Vitaminversorgung, hochdosierte Einzelgaben von Mineralien (Spurenelementen)
  • Pferde verfetten lassen

 

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Literaturverzeichnis:

  • Becker C. Untersuchungen zum Hornwachstum: Vergleichende Studie bei der Anwendung von äußerlich und oral anzuwendenden Mitteln (Dissertation med. vet). Berlin: Freie Universität; 1998.

  • Buffa EA, Van der Berg SS, Verstraete FJM, Swart NGN. Effect of dietary biotin supplement on equine hoof horn growth rate and hardness. Equine Veterinary Journal. 1992;24:472-474.

  • Clark AK, Rakes AH. Effect of methionine hydroxy analog supple mentation on dairy cattle hoof growth and composition. Journal of Dairy Science. 1982;65:1493-1502.

  • Coenen M, Spizlei S. Zur Zusammensetzung des Hufhorns in Abhängigkeit von Alter, Rasse und Hufhornqualität. Pferdeheilkunde. 1996;3:279-283.

  • Kempson SA. Scanning electron microscope observations of hoof horn from horses with brittle feet. Veterinary Research.

  • Leu U, Vergleichende Untersuchungen über den Einfluss von oral verabreichtem Biotin auf das Hufhorn beim Pferd (Dissertation med. vet). Zürich: Universität Zürich; 1987.

  • Litzke LF, Rau B. Der Huf Lehrbuch des Hufbeschlages. 6. Aufl. Stuttgart: Enke Verlag; 2012.

  • Meyer H, Coenen M. Pferdefütterung. 5. Aufl. Stuttgart: Enke Verlag; 2014.

  • Mülling Ch, Bragulla H, Reese S, Budras KD, Steinberg W. How Structures in Bovine Hoof Epidermis are Influenced by Nutritional Factors. Anatomia Histologia Embryologia. 1999;28:103-108.

  • Richardson SM, Siciliano PD, Engle TE, Larson CK, Ward TL. Effect of selenium supplementation and source on the selenium status of horses. Journal of Animal Science. 2006;84:1742-1748.

  • Patterson-Kane, J.C., Karikoski, N.P. and McGowan, C.M. (2018) Paradigm shift in understanding equine laminitis. The Veterinary Journal 231, 33-40.

  • Tomlinson, D., Mülling, C. and Fakler, T. (2003) Formation of Keratins in the Bovine Claw: Roles of Hormones, Minerals and Vitamins in Functional Claw Integrity. Journal of Dairy Science. 87,797-

  • Wichert B, Kreyenberg K, Kienzle E. Serum Response after Oral Supplementation of Different Zinc Compounds in Horses. The Journal of Nutrition. 2002;132:1769-1770.

  • Wintzer HJ. Der Einfluss einer Vitamin-H-Substitution auf Wachstum und Beschaffenheit des Hufhorns. Tierärztliche Praxis. 1986:14;495-500.

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